Das Château des Ducs de Bretagne
Mein erstes Ziel an diesem herrlichen Herbsttag im September führte mich zum ersten Mal in das berühmte Schloss Château des ducs de Bretagne (dt. Schloss der Herzöge der Bretagne) im Herzen des Stadtzentrums. Es wurde im 13. Jahrhundert erbaut und befindet sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Besitz der Stadt Nantes. Es steht unter strengem Denkmalschutz und wurde nach umfangreichen Restaurationsarbeiten im Jahr 2007 für Besucher und Touristen wiedereröffnet.
Installationsansicht Pledges, Château des Ducs de Bretagne, Nantes |
Dieses Werk wird im Rahmen der Ausstellung Icônes, trésors de réfugiés (dt. Ikonen, Schätze der Flüchtlinge) gezeigt. In einem weiteren Teil des Schlosses sind die restlichen Exponate noch bis zum 13. November 2016 zu sehen.
Im Hauptteil des Schlosses befindet sich ein historisches Museum über die geschichtliche Entwicklung der Stadt und ihrer Umgebung.
Also hat das Schloss mit seiner ständigen Sammlung und den wechselnden Ausstellungen auch nach dem Festival mehr zu bieten und ist mit seinem Mix aus Kunst, mittelalterlich-barocker Architektur eine lohnenswerte Sehenswürdigkeit. Zudem hat man von seiner Mauer aus, die ringsum das Monument führt, einen äußerst vielseitigen Ausblick auf die Gebäude der Stadt.
Ryoichi Kurokawa _ constrained curface
Von der Mauer aus gelangt man auch zu dem Nord-West-Turm in dem drei Räume auf jeweils einer eigenen Etage im Rahmen des Scopitone Festivals den japanischen Künstlern Ryoichi Kurokawa und Katsuki Nogami gewidmet sind.
Leider konnte die Installation Rekion Voice des Letzteren aus technischen Gründen nicht besucht werden.
Deshalb werde ich nur auf den ersten Künstler näher eingehen und seine zwei Werke vorstellen.
Seit Anfang des 21. Jahrhunderts befasst sich Kurokawa für seine Kunstinstallationen selbständig mit Infomatik und Technologie. Auf der Suche nach verschiedener Formen technischer Synthese, liebt er es Bild und Ton zu manipulieren und neuartig zusammenzusetzen.
Mit constrained curface setzt der Japaner seine Werkreihe zur zeitlichen und räumlichen Wahrnehmung, welche bereits Rheo : 5 horizons (Scopitone 2010) und unfold (2016) beinhalten, fort.
Beim Betreten des Raumes herrschte zunächst vollkommende Dunkelheit. Verzerrte Klänge hallten durch die Finsternis und erleichterten mir es nicht gerade mich zu orientieren.
Dann bemerkte ich zwei Bildschirme, die zentriert am Ende des Raumes asymetrisch angebracht waren. Trotz ihrer Größe (geschätzte 50 Zoll) wirkten sie leicht, fast schwerelos.
Dann begann das reflektierende Farbenspiel auf deren Oberfläche.
Installation, cunstrained curface, © Rojan-Lynn Frey |
Es war kein bestimmtes Bildmotiv zu erkennen, sondern vielmehr ein abstraktes Echo aus Farben, welches auf die elektronischen, ebenfalls unzuordenbaren Klänge zu antworten schien.
Ich empfand gleichsam eine Mischung aus Verstörtheit und Faszination.
Diese harmonische Disharmonie [es fällt mir schwer diesen paradoxen Eindruck in andere Worte zu fassen] zwischen Klang und Farbe war hypnotisierend und schaffte es tatsächlich den Betrachter aus der gewohnten Wahrnehmung seiner Umgebung loszulösen.
Diese Installation versetzte einen in eine Art Trance und war eine moderne, berauschende, eine nahezu beunruhigende Offenbarung, eine wahrliche Erweiterung der Sinne!
[An dieser Stelle sei anzumerken, dass ich keineswegs auf irgendwelchen halluzinogenen Drogen war.]