Mittwoch, 12. Oktober 2016

Scopitone Festival 2016 in Nantes | Cultures électroniques et Arts numeriques | 3. Station : Stereolux

Stereolux

 

Das Stereolux ist ein Kulturzentrum in Nantes, das sich Konzerten verschiedener Musikgenres und digitaler Kunst widmet. Es zählt zu dem kulturellen Gemeindezentrum La Fabrique (laboratoires artistiques) und eröffnete seine Pforten im September 2011.
Erbaut von der Agentur für Architektur Tétrarc, misst das Gebäude eine Gesamtfläche von 4 900 m², auf dem zwei Sääle Micro und Maxi für jeweils 400 und 1 200 Zuschauer untergebracht sind.
Auf den weiteren Etagen sind mehrere Büros, eine 140 m² große intermediale Plattform für akustische Experimente und Räumlichkeiten für temporäre Ausstellungen vorzufinden.
Der Raum Multi auf der obersten Etage misst 300 m² und wir für multimediale Kreationen genutzt. Zudem bietet Stereolux des öfteren  Ateliers zu Kunst und Technologie an, bei denen man im Rahmen von Gruppenarbeiten unter der Leitung von Experten eigene innovative Ideen miteinbringen kann. 


La Fabrique, Stereolux, Gebäude, Außenansicht
La Fabrique, © Stereolux, Außernansicht
Auch im Rahmen des Scoptine Festivals, welches seit 2013 von Stereolux initiiert und organisiert wird, wurden solche spannenden Ateliers im Tagesprogramm angeboten. Leider fehlte mir die Zeit daran teilzunehmen, sie gaben sicherlich einen praktischen Einblick in die technologische Entwicklung innerhalb der Kunst und Musik unserer heutigen Zeit.


Félix Luque Sánchez _ Clones


Der gebürtige Spanier Félix Luque Sánchez lebt und arbeitet in Brüssel und war von 2001 – 2007 Mitglied am Institut für Audiovisual Communication an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona.
Heutzutage ist der Künstler weltweit bekannt für seine Installationen und für die Entwicklung von Programmen und Softwares für andere Künstlerkollegen. 2012 erhielt er für seine Arbeit die Auszeichnung New Technological Art Award.


Clones ist eine doppelte Installation des Künstlers Félix Luque Sanchez, welche ein Teil seines Gesamtkonzeptes Different Ways To Identify ist. Dazu gehören auch die Werke Modular und Chaos, welche auf der BIAN 2014 (Biennale d'Art Numérique de Montréal) zu sehen waren.
Clones setzt sich aus zwei Pendeln zusammen, die seitenverkehrt an eine Wand angebracht sind.
Sie sind in der Höhe lebensgroß und bewegen sich mithilfe von Algorithmen entlang zweier Balken aus Metall. Die künstlich erzeugten Bewegungen wirken chaotisch und zufällig
Durch diese scheinbare Ungeschicktheit beim Versuch das Gleichgewicht der Pendel beim höchsten Punkt aufrecht zu erhalten, wirkt diese Installation ergreifend menschlich.
Die Ausgeglichenheit der Pendel ist nur von kurzer Dauer und niemals sicher in seiner durch Zufall gesteuerten Umwelt, die immerzu den Regeln des Chaos zu folgen scheint.



Scopitone 2016, Clones, Installationsansicht

© Scopitone 2016, Clones, Installationsansicht

Ich fand es wahnsinnig interessant, wie der Künstler durch eine solche minimalistische Darstellungsform es geschafft hat, einen Wiedererkennungwert zu kreieren.
Obwohl es sich hierbei um Maschinen handelt, vermitteln diese etwas Vertrautes, gar Menschliches.


© medium.com, Clones, Installationsansicht

Jeder kennt die Situationen, in denen man sich unsicher fühlt und mit etwas ungeschickt umgeht. Sei es eine praktische Tätigkeit (eine neue Sportart, Zeichnen, Schreiben etc.) oder auch der ungeschickte Umgang in zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch wenn alles scheinbar gut läuft, hinterfragt man immerzu die scheinbar allgegenwärtigen Risiken, die seine Ausgeglichenheit und sein sicheres Wohlbefinden zu gefährden drohen.






 
Erkennst du dich auch zumindest manchmal in dieser Empfindung wieder?



Félix Luque Sánchez & Iñigo Bilbao _ Memory Lane

 

 

© Rojan-Lynn Frey, Memory Lane, Installationsansicht


Die multimediale Installation Memory Lane war eines meiner persönlichen Hightlights des Festivals.
Sie wurde mit Clones in einem kleinen verdunkelten Raum präsentiert, sodass der Fokus komplett auf die beiden Werke gelenkt worden war und die Besucher kurzerhand aus der gewöhnlichen Wahrnehmung von Raum und Zeit geleitet hat.
Memory Lane lässt den Betrachter in eine klangvolle Welt eintauchen, in der man den Bezug zu unserer Zeit und unseres Erinnerungen hinterfragt.
Im Vordergrung schwebt ein Stein auf einem Roboterarm, der sich fortlaufend und langsam nach links und rechts bewegt. Im Hintergrund sind zwei Bildschirme nebeneinander angebracht, die ein mysteriöses Video zeigen: Eine Mischung aus geologisch-organischen Elementen und Maschinen die sich zu einer paradoxen Bildwelt zusammenfügen.



Die Vision der beiden Künstler lässt bei der Verwendung zeitgenössischer Technologien keineswegs eine tiefsinnige Faszination für die Geschichte der Menschheit und ihrer Umwelt in Anbetracht des individuellen und kollektiven Gedächtnisses außen vor.

Ich stand selbst sehr lange vor diesem Objekt und während ich nach dem teferen Sinn der Botschaft strebte, erkannte ich, dass genau in diesem Prozess des Erkennens, des Suchens nach Referenzen und des Erinnerns, die Kernaussage dieser Installation innewohnt. 




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